Freitag, 2. März 2018

Westfälische Küche: Stunikenhaus in Hamm

Das Restaurant ist seit Ende 2022 geschlossen.

Das Stunikenhaus in Hamm ist ein prachtvolles Bürgerhaus, das der Kaufmann Johann Bernhard Stuniken um 1748 im Barock-Stil holländischer Bürgerhäuser errichten ließ. Aus Brandschutzgründen wurde es nicht aus Fachwerk, sondern komplett aus Stein gebaut, und so überlebte es die Zeitläufte und Weltkriege bis in die Gegenwart. Heute steht es unter Denkmalschutz und wird vom Stunikenclub e.V. als „Treffpunkt engagierter Bürger“ betrieben.

Seit Frühjahr 2017 führen Küchenchef Daniel Voss und seine Frau Tanja Wendel-Voss das Restaurant im Stunikenhaus, das sie auch für Nichtmitglieder geöffnet haben. Schnell hat sich das Stunikenhaus eine Position im Triumvirat der Spitzenrestaurants in Hamm gesichert. Kein Wunder, schließlich hat Daniel Voss zuvor u.a. in den Wielandstuben und auf Gut Kump als Küchenchef gearbeitet.

Daniel Voss‘ Liebe gilt der Westfälischen Küche, die er modern und kreativ ausgestaltet. Davon konnte sich der Genießer bei einem westfälischen Amuse Gueule Menü überzeugen, zu dem ihn Slow-Food-Kollege Christian eingeladen hatte. Die lange Anfahrt in den östlichsten Zipfel des Ruhrgebiets hat sich mehr als gelohnt. Wie sagte Fritz Eckenga früher immer: "Westliches Westfalen oder östliches Ruhrgebiet – was aufs Selbe rauskommt."

Geschirr mit eigenem Branding

Das neungängige Menü war ein wunderbarer, handwerklich tadelloser Galopp durch das, was Westfalen kulinarisch zu bieten hat. Dass sich ein Koch bei solchen Traditionsgerichten natürlich mit den sehr präzisen Erwartungen der Gäste auseinandersetzen muss, liegt auf der Hand. So hatte das helle Pfefferpotthast aus Kalbfleisch mit Möhren und Sellerie kaum etwas mit dem zweifelhaften Aussehen der Dortmunder Variante mit Gewürzgurke zu tun. Besonders witzig war die Tapasgröße der Gänge, werden westfälische Gerichte doch meist als üppige Teller präsentiert. Die Potthucke sah aus wie eine Praline, die aus einem Stück Donauwellen-Kuchen geschnitten worden war. Beim Anblick der fein gedöppten dicken Bohnen im kleinen Einmachglas meinte man Oma zu hören: „Davon soll der Junge satt werden?“

Er wurde. Es waren ja schließlich neun Gänge, die eine Vielfalt an Geschmäckern und Konsistenzen boten, die einfach nur Spaß machten. Mein absoluter Favorit war die gebratene Leberwurst auf Linsensalat. Dass die gesamte Pracht zu einem Vereinsheims-Preis von 34 Euro inkl. Wein angeboten wurde, machte den Genuss schließlich perfekt.


Amuse Gueule Menü

Als Aperitif: Bier mit Holunder

Rote Beete Salat, westfälischer Knochenschinken, Orangengel

Linsensalat, gebratene Leberwurst, Senfkörner

Kartoffelsuppe, geröstete Mettwurst

Dicke Bohnen mit geräuchertem Speck

Potthucke, Pumpernickel

Himmel un Äad

Apfelsorbet

Pfefferpotthast

Pumpernickelmousse, Kirschen 

Weinbegleitung inklusive

Stunikenhaus, Antonistr. 10, 59065 Hamm. Tel. 02381/9879922. Di–So 17.30- 23 Uhr. Montag Ruhetag. www.stunikenhaus- hamm.de

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