Montag, 14. März 2016

Qual der Wahl? Weinmesse Rheinland-Pfalz in Bochum

Die Weißweine von Huff-Doll
sind von erstaunlicher Klarheit.

Die Wahl zwischen den dem Super-Wein-Samstag und dem Super-Wahl-Sonntag entschied der Genießer ganz pragmatisch. Statt die überwältigenden Angebote der Weinhändler im entfernteren Ruhrgebiet am Vorabend der ProWein wahrzunehmen, besuchte er am gestrigen Sonntag kurzer Hand den in fußläufiger Entfernung stattfindenden letzten Tag der Weinmesse Rheinland-Pfalz. In Anbetracht der Landtagswahlergebnisse am Super-Wahl-Sonntag noch ein kleineres Übel, in Anbetracht des Weingenusses aber eine beglückende Erfahrung.

Der Sonnenschein tauchte den Lehrstand
zum Weinbau in ein magisches Licht.

Die Frühlingssonne, die durch das Oberlicht schien, versetzte die Jahrhunderthalle in ein angenehmes Licht, und die riesigen Foto-Prospekte von den herrlichen Weinlandschaften Rheinland-Pfalz‘ taten ein Übriges, um eine Atmosphäre von freier Natur zu bereiten. So war die Wahl, welche der 400 Weine der über 50 anwesenden Winzer man probieren sollte, keine Qual, sondern eine äußerst angenehme Angelegenheit. Sicher, manches, an dem der Genießer nippte, war durchaus provinziell, anderes hingegen hatte richtig Klasse und war weit mehr als nur ein Geheimtipp. Hier sind drei Aussteller, die den Genießer überzeugten. War es Zufall oder lag es an der diesjährigen Winzerauswahl, alle drei kamen aus Rheinhessen.


Bettina und Ulrich Doll vom Weingut Huff-Doll in Horrweiler überzeugten mit ihren fast klaren Weißweinen. Die helle Farbe des Mostes bleibt erhalten, weil die Trauben durch modernste Keltermethoden so aufbereitet werden, dass sie kaum oxidieren. Die sorgfältige Auslese fauler Trauben und der einzigartige Mineralität der Böden tun ein Übriges dazu. So entstehen optisch überraschend witzige, aromatisch jedoch sehr vielschichtige Weine. Besonders klasse: der Riesling trocken 2014 mit seiner Fruchtigkeit von Pfirsich und Apfel und vor allem der Independent 2014, eine trocken ausgebaute Scheurebe mit exotischen Fruchtaromen. Infos hier.


Auch die Weißweine, die Doris Stauffer vom gleichnamigen Weingut in Flomborn anbot, überzeugten, etwa der Riesling 2014 aus der Lage Feuerberg. Bei den Chardonnays zog der Genießer sogar den ‚normalen‘ 2014er Felsen dem höherklassigen Felsen ‚S‘ vor. Und selbstverständlich hat ein Weingut mit dem Namen Stauffer auch einen Weißwein aus der Rebsorte Staufer im Angebot, eine noch recht junge Züchtung aus Bacchus x Villard Blanc. Aber auch würde der Genießer den Riesling oder den Chardonnay vorziehen.
Mit dem 2014 Frühburgunder wurde der Genießer aber vollends zum Fan von Stauffer. Schon vor zwei Jahren deckte er sich mit ein paar Flaschen des damaligen Jahrgangs ein, die er heute noch mit Genuss trinkt, doch der 2014er überzeugte ihn noch mehr. Die wunderbar würzige Kräuternote wurde durch einen Hauch Vanille ergänzt. Als Solist großartig, als Begleitung für einen Burgunderbraten einsame Spitze. Infos hier



Die Rotweine waren es auch, die am Stand von Klaus Gallé beeindruckten. Der Winzer aus Flonheim bot mit dem 2012 Furioso eine Cuvée aus Cabernet Sauvignon und einigen anderen Sorten einen Wein an, der es mit Fruchtigkeit, Fülle und Mineralität mühelos mit internationalen Roten aufnehmen kann. Geradezu mächtig kamen der 2010 Spätburgunder Uffhofener La Roche und der 2010 Portugieser Flonheimer Rotenpfad daher. Schon angenehm gereift, kleideten die Tannine trotz aller Weichheit die Mundhöhle samtig aus. Infos hier

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