Montag, 17. Dezember 2012

Libanon-Weinprobe mit irakischem Essen im „Arabesque“, Essen

 Weinimporteur Ibrahim Makhoul und Lahdo Bahnan
von der "Orangerie im Grugapark"

Es ist schon ein paar Wochen her, da wurden der Genießer und der Weindeuter zu einer ganz besonderen Weinprobe eingeladen. Kassim El-Hadi, der Besitzer des Essener Restaurants „Arabesque“, hatte seinen Weinimporteur Ibrahim Makhoul aus Bonn zu Gast, der uns einige ausgewählte Weine aus dem Libanon vorstellte. Sekundiert wurde er dabei von Bahdo Lahnan, dem Inhaber der Orangerie im Essener Grugapark.

Gastgeber Kassim El-Hadi vom "Arabesque"

Die Küche des „Arabesque“ war für die Verpflegung zuständig, und so entwickelte sich in der wunderbaren Kulisse des arabischen Restaurants ein genussvoller orientalischer Herrenabend. Denn das „Arabesque“, früher auch unter dem Namen „Kahramane“ bekanntist immerhin vom renommierten Restaurantführer „Gault-Millau“ empfohlen. Neben Klassikern der arabischen Küche ließ Kassim El-Hadi auch einige irakische Spezialitäten auffahren, die bislang noch nicht auf der Karte des „Arabesque“ zu finden sind.


 Makluba", Reisgericht mit Hähnchenfilet,
Auberginen u. Blumenkohl

 
 „Kubbe“ ausgebackene mit Hackfleisch gefüllte Teigtaschen aus Grieß
und „Borek“, dünner Teig gefüllt mit Hackfleisch und Petersilie


 „Dolma“, mit Reis und Gemüse gefüllte Weinblätter
 

„Maschwyat“, Grillteller bestehend aus Hackspieß,
mariniertem Hähnchenfilet und mariniertem Lammfleisch
  
Timmenbakila", Reisgericht mit
geschälten dicken Bohnen und Dill

Die Aromenvielfalt der Gerichte spiegelte sich wunderbar in den Weinen wider, die Ibrahim Makhoul mitgebracht hatte. Der Libanon ist uraltes Rebland, auf dem schon die Phönizier im Altertum Wein produzierten – eine Tradition, die sich durch das Völker- und Religionsgemisch auch in der islamisch geprägten Region bis heute fortsetzt. Einen Schub im Weinbau brachten die Franzosen im 19. Jahrhundert, indem sie u.a. das Weingut „Ksara“ gründeten. Im 20. Jahrhundert, während der französischen Mandatszeit zwischen den großen Weltkriegen, stieg der Weinbedarf. Einen legendären Ruf hat das 1930 gegründete Weingut „Chateau Musar“. Die libanesische Hauptstadt Beirut avancierte zum „Paris des Nahen Ostens“. Diesen Ruf hatte sie bis zum libanesischen Bürgerkrieg zwischen 1975 bis 1990, als der Weinbau fast zum Erliegen kam. Doch mittlerweile gibt es wieder 40 Weingüter, die besonders für den wachsenden Weinmarkt in den arabischen Ländern produzieren. Die Qualität ist hoch. Der französische Einfluss ist unübersehbar, und die die Weine können international mühelos mithalten.  


Ibrahim Makhoul präsentierte Weine der Güter „Clos St. Thomas“, „Ixsir“, „Kefraya“ und „Ksara“. Hier die Bewertungen, die der Weindeuter aus unseren Beobachtungen während der Probe zusammengestellt hat.

Clos St. Thomas Rosé Les Gourmet Rosé 2011 (Syrah, Petit Verdot, Cinsault 14% / 9 Euro) Angenehmer Einstieg mit einem fruchtvollen, weichen Schluck, kein leichter Erfrischer, intensiver schmelziger Rosé. Der Rosé gibt die Richtung vor, Leichtgewichte sind hier nicht zu erwarten.

Altitudes Ixsir weiß 2010 (Muscat, Viognier, Sauvignon, Sémillon 13,5% / 12 Euro) Schöne, leicht würzige Nase, Muskatnuss, voller Körper, kein leichtes Früchtchen.

Clos St. Thomas Les Gourmets blancs 2011 (Sauvignon Blanc, Chardonnay, Viognier 13% / ab 8 Euro) Frische Fruchtnase, saftig, wenig Säure, steht...

Clos St. Thomas Les Emirs 2008 (Cabernet Sauvignon, Syrah, Grenache 14% / ab 10 Euro) Viel Duft im Glas, Aromen wie aus "Tausend und einer Nacht", Schokopraline, im Mund, dann weiche Gerbstoffe, hinten raus belebt etwas Säure, sehr gut.

Ixsir Altitudes 2009 (Cabernet Sauvignon, Syrah, Caladoc, Tempranillo 13,5% / ab 12 Euro) Seidige Nase, gute Mischung aus Frucht und Würze, etwas Tabak, runde Sache ohne Übertreibungen, könnte auch ein moderner Schluck aus dem Languedoc oder aus Spanien sein. Neues Weingut mit interessanter Kellerarchitektur, moderne Aufmachung, hier hat man viel Geld in die Hand genommen und offenbar noch einiges vor. Die Önologie liegt in spanischen und französischen Händen.

Chateau St. Thomas 2007 (Cabernet Sauvignon, Syrah, Merlot 14% / 25 Euro) Der große Bruder vom Emir, warme Fruchtnase, Vanille, Schoko, süße Weihnachtswürze im Glas, dicht, hat Länge, ein Gaumenpleaser. St. Thomas wurde 1990 gegründet, bis heute ein Familienbetrieb mit 65 ha, die Reben wachsen in Hanglage bis zu 1.300 m.

Chateau Kefraya "Les Breteches" 2009 (Cinsault, Cabernet Sauvignon, Syrah, Mourvèdre 13,5% / ab 10 Euro) Leisere Töne, feine Nase à la Bordelaise, kleine Beeren, frischer Mund, Süße-Säure Spiel mundwässernd, Top.

Ksara "Reserve de Convent" 2009 (Syrah, Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc 13% /ab 9 Euro) Wärmer, mehr Tabakwürze, spielt etwas mehr die exotische Klaviatur. Ksara ist DER Klassiker im Libanon, seit 1857 von Jesuiten aufgebaut, 1973 nach einer Entscheidung des Vatikan privatisiert. Großer Betrieb mit insges.
300 Hektar Rebfläche, stetig modernisiert. Liefert sich mit Kefraya stets ein Kopf-an-Kopf-Rennen.

Chateau Kefraya 2008 (Cabernet-Sauvignon, Syrah, Carignan, Mourvèdre 13% ab 20 Euro) Hellduftig, Eleganz, luftig, superfein, erinnerte mich spontan an Musar, Topwein. (Verkostungen zum Musar hier und hier) Gegründet in den 1950er Jahren, mit viel Aufwand und französischer Hilfe, litt stark im Bürgerkrieg, in den Wirren der Kämpfe stürzte ein syrischer Kampfjet mitten in die Rebberge.

Chateau Ksara 2006 (Cabernet Merlot Petit Verdot 13% / ab 20 Euro) Hier ist Wumms drin, dunkel, Tausendundeinenacht, Sonne, Haremsdüfte, Verwöhner...

Ixsir Grand Reserve 2009 (Cabernet Sauvignon, Syrah, Caladoc, Tempranillo 13,5% / ab 20 Euro) Der Wein gibt sich zunächst zugeknöpft, viel Gerbstoff, öffnet sich erst nach längerem Luftkontakt, zeigt dann seriöse Qualitäten mit viel Struktur. Man experimentiert hier noch, ändert den Rebsortenspiegel über die Jahrgänge. Details auf der sehenswerten Homepage.

Aurora 2010 Cabernet Franc (13,5% 28 Euro) Waldboden, Trüffel, dunkle Früchte, ein Schluck mit Tiefe, sozusagen der Barolo der Verkostung - herrlicher Wein. Aurora ist eine Neugründung, nur 4000 Flaschen werden insgesamt pro Jahr auf 1,4 Hektar erzeugt. "Garagenwein" mit hohem Qualitätsanspruch.

St. Thomas Le Merlot "A" 2005 (ab 35 Euro) Das Beste zum Schluss, ganz und gar dunkle Frucht, reichhaltig, viel süßer Kaffee, Kakao und Vanille, dabei aber noch viel Gerbstoffsubstanz vom Feinsten, hohe Konzentration, die sich dem Verkoster bereitwillig öffnet, großes Weinkino. War beim Mondial du Merlot 2012 in Lugano als Nr. 1 platziert als "Best Older Vintages Merlot" (klick).

Weindeuter, Genießer, Kassim El-Hadi (hinten) Lahdo Bahnan (vorne), Ibrahim Makhoul, Michael Alisch

Vielen Dank an Michael Alisch, auf dessen Initiative hin die Weinprobe zustande kam.
Restaurant „Arabesque“, Rellinghauser Str. 117, 45128 Essen. 02 01. 8 22 88 22. www.arabesque-restaurant.de

Libanon Feinkost Ibrahim Makhoul. Heinrich-Körner-Str. 11. 53129 Bonn. Tel. 01 72. 22 90 04 97

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