Sonntag, 24. Juni 2012

Dîner En Blanc in Bochum: Ess-Kultur statt Fußball

Genussfreundin Kati zelebriert ihre Leidenschaft

Vor über zwanzig Jahren erinnerte sich die bürgerliche Upper-Class in Paris daran, dass sie eigentlich durch eine anarchische Aktion an die Macht gekommen ist, die Französische Revolution. Völlig unangemeldet soll 1988 jemand seine überfüllte Gartenparty in den Bois de Boulogne verlegt haben, und aus diesem Akt revolutionärer Genuss-Kultur entwickelte sich rasch eine Art Volksbewegung. Bis 10.000 Leute werfen sich alljährlich in die weiße Kluft, um im Juni mit dem „Dîner En Blanc“ ein Picknick der Sonderklasse abzuhalten. Jeder bringt ein selbstgekochtes Menü mit, das an ebenfalls weiß eingedeckten, spontan aufgebauten Tafeln gemeinsam verzehrt wird. Und die Obrigkeit ist angesichts dieser unangemeldeten Demonstration völlig machtlos und wundert sich, dass sich ohne sie zu fragen unter ihren Augen so ein zauberhafter Brauch entwickeln konnte. Mittlerweile findet das „Dîner en Blanc“ auch in deutschen Städten Nachahmer, so auch gestern Abend in im Bochum.

Edles Picknick vor der Christuskirche

Das erste Mal tafelten einige Bochumer Genussfreunde auf der A40, als sie während der der Kulturhauptstadt RUHR.2010 für den Autoverkehr gesperrt worden war. Gestern trafen sie sich zum dritten Mal und verwandelten den im Kulturhauptstadtjahr unvollendet gebliebenen Platz des europäischen Versprechens vor der Christuskirche in der Bochumer Innenstadt in eine Art Traumschiff im urbanen Raum. Durch Facebook informiert, schlugen dort ca. 35 Unentwegte ihre ambulanten Gartenmöbel auf, deckten sie festlich ein und nahmen selbstgemachte Köstlichkeiten ein – eine stilvolle Alternative zur genusshemmenden und staatstragenden Massenhysterie um die Fußball-EM. Der Genießer konnte leider nur als Reporter dabei sein. Das nächste Mal nimmt er jedoch richtig teil. 

Spontan und unkommerziell:
Stimmungsvoller Genuss im öffentlichen Raum

Liebevoll arrangierte Tischdeko

Feinschmecker Tom in seinem Element

Lang ist's her: Genuss am Bau

Für alle ist gesorgt

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