Mittwoch, 26. Januar 2011

Beiträge des Ruhrgebiets zur kulinarischen Welt, Teil II: Das Dortmunder Exportbier

Brauereimuseum Dortmund

Als Mitte der des 19. Jahrhunderts der Braumeister Heinrich Wenker die untergärige Art des Export-Brauens aus München nach Dortmund brachte, war Westfalen keineswegs ein ausgesprochenes Bierland, und das neue helle Bier galt im Gegensatz zum traditionellen obergärigen dunklen anfangs eher als „Herrenbier“ für die obere Gesellschaft. Erst als mit dem industriellen Fortschritt die Technik des Brauens immer besser wurde, wandelte sich das Bier im Ruhrgebiet zum Volksgetränk. Aus den handwerklichen Braubetrieben wurden bald riesige Bierfabriken, und das Bier wurde nicht nur in Dortmund getrunken, sondern auch in die Städte der Umgebung, in ganz Deutschland und auch ins Ausland exportiert. Vor dem ersten Weltkrieg war die Brauindustrie in Deutschland an der Börse höher dotiert als etwa die Stahlindustrie oder der Maschinenbau. Dortmunder Export entwickelte sich rasch zu einem Global Player und wurde weltweit ein Qualitätsbegriff für gutes Bier. Bis in die 1970er Jahre stellten im Club der deutschen Hektoliter-Millionäre die Dortmunder mit vier von sechs Brauereien die Mehrheit.
Besonders unter den Kumpels im Ruhrgebiet wurde das schwere und alkoholhaltige Export besonders beliebt und sollte es bis in die 1960er Jahre auch bleiben. Doch da war der Markt ziemlich gesättigt, und so begann der Kampf um die Anteile. Mit modernen Marketing-Methoden hatten da die Pils-Brauerein aus dem Sieger- und Sauerland die Nase vorn, die die Kehlen der bisherigen Export-Trinker im Ruhrgebiet im Sturm eroberten. Und so krempelte sich der Dortmunder Biermarkt ziemlich um.

1972 ging die Dortmunder Union-Brauerei mit der Berliner Schultheiss-Gruppe zusammen, zu der schon die Dortmunder Ritter-Brauerei gehörte. Aus diesem Zusammenschluss bildete sich schließlich die Brau und Brunnen AG, zeitweilig der zweitgrößte deutsche Brauereikonzern, zu dem neben den Dortmundern auch noch zahlreiche andere Brauereien in Deutschland gehörten. Auf der anderen Seite konzentrierten sich im Laufe der Jahre Kronen, Stifts, Hansa und Thier mit der Dortmunder Actien-Brauerei zur DAB-Gruppe, die wiederum unter dem Dach von Dr. Oetker Teil der Binding-Guppe wurde. 2004 schließlich übernahm Oetker auch Brau & Brunnen und führte alle seine Brauerei-Aktivitäten in der Radeberger Gruppe zusammen. Namenspatron dafür war die traditionsreiche Brauerei Radeberger in Sachsen, die Oetker nach der Wiedervereinigung übernahm.

Dortmunder Actien Brauerei

Heute gibt es mit der Dortmunder Actien Brauerei an der Steigerstrasse nur noch eine Braustätte in Dortmund. In der ehemaligen Hansa-Brauerei lässt die Radeberger Gruppe nach wie vor ihre Dortmunder Markenbiere brauen: DAB, DUB, Dortmunder Kronen, Brinkhoff’s No. 1, Ritter, Thier und Stifts. Export spielt dabei nur eine sehr geringe Rolle. Hier befindet sich auch das Brauereimuseum, das die große Geschichte des Bierbrauens in Dortmund aufbereitet. Der riesigen Gebäude der der alten Union-Brauerei am Rande der City, die mit ihrem großen U auf dem Dach zum Wahrzeichen von Dortmund geworden sind, wurden im Rahmen der Aktivitäten im Kulturhauptstadtjahr 2010 zu einem Museums- und Kreativwirtschaftszentrum umgebaut.

Bergmann-Bier

Obwohl: Seit Kurzem wird auch im Dortmunder Hafen wieder Bier gebraut. Der Bierenthusiast Thomas Raphael hatte aus dem Fundus an traditionellen Biermarken, die im Archiv von Radeberger schlummerten, die Rechte am Bergmann-Bier gekauft. Und zu aller Erstaunen konnte er damit eine Kult-Marke neu etablieren, die besonders von jungen Dortmundern akzeptiert wird, die die gute alte Bierzeit gar nicht kennen. Auch die kleine Bergmann-Brauerei hat ein Export im Programm, aber deutlich mehr getrunken wird das Pils.

1 Kommentar:

  1. Is ja alles ganz schön: aber wieso fehlt der Bericht über das Mittagessen bei Deiner Mutter?
    Wenigstens ein kleiner, winzigkleiner Post könnte es ja schon sein, oder?

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