Sonntag, 4. Juli 2010

Slow Food: Ausflug zum Biogroßhändler Weiling in Coesfeld

Philipp Stierand (2. v.l.) von der Weiling.Akademie empfängt die Slowfoodies im Bioladen

Gestern besuchten ca. 20 Mitglieder von Slow Food Mittleres Ruhrgebiet den Biogroßhändler Weiling in Coesfeld. Philipp Stierand, Leiter der Weiling.Akademie, bereitete den Slowfoodies mit seiner zweistündigen Führung durch den imposanten Logistik-Betrieb mit seinem modernen Bio-Supermarkt einen informativen Samstagvormittag.

Mehr als 11.000 Produkte für über 700 Läden

Schon mal das Wort „Bioladner“ gehört? Es hört sich gemütlich an, bodenständig, als sei man Mitglied einer Gemeinschaft, die sich im Glauben an das Gute zusammengeschlossen hat. Und im Fall der Weiling GmbH scheint das auch der Fall zu sein, zumindest was die Qualität von Lebensmitteln angeht. Der Coesfelder Bio-Großhändler ist einer der erfolgreichsten seiner Zunft. Im Jahr 2009 konnte er seinen Umsatz um sechs Prozent von 99 Millionen im Vorjahr auf 106 Millionen Euro steigern. Anfang des Jahres hat er einen zweites Logistikzentrum in Lonsee bei Ulm eröffnet, um die süddeutschen Partner besser beliefern zu können. Insgesamt beliefert Weiling 720 Bioläden, davon viele auch im Ruhrgebiet.

1975 hatten Bernd und Roswitha Weiling einen Versandhandel für Gesundheitsprodukte gegründet. 1978 kam auf 13 Quadratmetern ein Bioladen in Coesfeld dazu, und daraus ging schließeich 1981 der Großhandel hervor. Fast 16.000 Quadratmeter Fläche haben die Weiling-Hallen in Coesfeld heute, die vom neuen Logistikzentrum in Lonsee mehr als verdoppelt werden. Vertrieben werden über 11.000 hochwertige Bioartikel aus den Bereichen Obst & Gemüse, Käse, Fleisch, Wein, Trocken und Tiefkühl sowie Kosmetik. Ein rigoroses Qualitätsmanagement garantiert die Qualität der Produkte. Frischfleisch stammt z.B. nur von Höfen, die die hohen Richtlienen der deutschen Bioverbände Demeter, Bioland, Naturland oder Biokreis einhalten. Die Herkunft der Produkte wird durch eine Rückverfolgung bis zum Ursprungsbetrieb dokumentiert. Meist stammen sie aus Betrieben aus Nordrhein-Westfalen.

Ein wichtiger Baustein für den Erfolg von Weiling sind sicherlich die modernen Marketingmethoden, mit denen das Image der Bio-Szene radikal verändert wurde. Die Marke „Bioladen“, die Weiling sich hat schützen lassen, funktioniert auf zwei Ebenen. Einerseits gibt es eine Reihe von Produkten, die unter diesem Label vertrieben werden, andrerseits kann auch ein ganzer Laden darunter firmieren. „Dabei sind wir kein Franchise-Unternehmen“, erklärt Philipp Stierand. „Beziehen kann unsere Waren jeder, sofern er ausschließlich Biowaren verkauft.“ Wer seine Zugehörigkeit zu den „Bioladnern“ auch noch mit dem blauen Firmenschild über der Ladentür zum Ausdruck bringen will, bindet sich natürlich stärker.

Philipp Stierand erläutert die Expansion des Unternehmens...

Dafür wird ihm auch einiges geboten. Die Marketing-Experten von Weiling beraten bei der Ausstattung von Laden und Fassaden bis hin zur kompletten Ladenentwicklung. Auf der „Weiling.Akademie“ gibt es Schulungen für alle Belange, die ein Mitarbeiter eines Bioladens kennen muss. Über 7000 Teilnehmer haben hier Seminare seit der Gründung im Jahr 2002 absolviert.

Wie sich Weiling einen attraktiven Bioldaden vorstellt, zeigt seit 2008 der Referenz-Laden neben den Großhandelshallen. Auf 660 Quadratmetern präsentieren sich die Bio-Produkte von ihrer besten Seite. Nichts erinnert mehr an die Müsli-Ideologen von einst, vielmehr befindet man sich hier in einem Einkaufsparadies, das so betörend wie überzeugend ist. Manch einer der Slowfoodies wünschte sich, solch einen Laden auch in der Nähe und nicht nur im fernen Coesfeld zu haben. Und manch einer vergaß, dass er ja eigentlich ein kritischer Verbraucher ist. Angesichts der professionellen Warenpräsentation wurde er wieder zur kaufbereiten Kundschaft, staunend und glücklich.

...und findet unter den Slowfoodies kritische Zuhörer

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