Donnerstag, 3. Dezember 2009

Stuart Pigott: Wein ganz nah


Gestern war der Weinautor Stuart Pigott in Herten und las aus seinem neuen Buch „Wein weit weg“. Doch es war mehr als einen übliche Lesung. Die Recklinghäuser Weinhandlung „Molitor“ hatte zusammen mit der RAG Montan Immobilien AG im Maschinenförderhaus von Zeche Ewald einen extravaganten Rahmen für den exzentrischen Engländer geschaffen. Ein Lichtkünstler hatte den Industriedenkmal-Raum in bizarres Licht getaucht, und der Weinautor konnte im rotkarierten Vivien-Westwood-Anzug bequem in einem Sessel sitzend, der irgendwie zwischen Professorenlehnstuhl und König-Ubu-Thron changierte, sein Publikum unterhalten. Das bestand aus RAG-Immobilien-Geschäftsführer Prof. Dr. Hans-Peter Noll, dem Hertener OB Ulli Paetzel, Weinhändlern und Weinfreunden. Und der Genießer und der Weindeuter waren natürlich auch dabei.

Ingeborg Molitor (oben) und OB Ulli Paetzel (unten) begrüßen Stuart Pigott. Und warme Suppe gab's auch.

Mit gekonntem britischem Akzent berichtete der gebürtige Engländer Pigott von seinen Reisen in Länder, die man als Weinerzeuger kaum auf dem Schirm hat: China, den US-Staat Michigan, die Ex-Suffjet-Republiken Moldawien und Georgien, aber auch in ein Garagen-Weingut an der Mosel. Er machte Mitteilung über seine Erfahrungen als Winzer eines eigenen Weins auf einer Steillagen-Parzelle in Franken (anstrengend) und befand, dass dank des Klimawandels der Weinanbau auf den Halden der RAG gar keine üble Idee sei – im Gegensatz zu solchen Aktionen auf Sylt, die im Spätsommer durch die Presse gingen.
Begleitet wurde der amüsante und informative Vortrag von vier Weinexoten, die überraschend gut, aber anders schmeckten: dem 2008 Mosel Riesling O. aus dem Garagenweingut von Olaf Schneider, den 2008 „Whole Cluster“ Riesling vom Château Grand Traverse in Nord-Michigan, dem 2006 „Premium“ Cabernet Sauvignon Merlot vom Grace Vineyard in Shanxi, China und dem 2008 „Anaga“ Saperavi von Nika Bakhia aus Georgien.
Dafür, dass es an dem kalten Dezemberabend gemütlich blieb, hatte Ingeborg Molitor gesorgt und bei Giovanni Chiaradia von der „Kochwerkstatt Ruhrgebiet“, die sich ebenfalls auf dem Gelände der Zeche Ewald befindet, einen großen Topf mit heißer Hühnersuppe bestellt. Dazu konnte man sich noch bei zahlreichen Weinen aus dem Angebot der Weinhandlung "Molitor" laben, darunter zwei Widmungen an das Ruhrgebiet: den 2007 Mosel-Riesling „Kunst“ vom Weingut Albert Molitor und den 2008 Barbera d’Asti „Kohle“ von der Azienda Busch.

1 Kommentar:

  1. Also, Zeche und Wein: eine Kombination, die ich schon immer toll fand (hab ich früher auf Zeche Hannover versucht, leider nur mit mäßigem Erfolg). Und dann das Ambiente und dem Vortragenden: kann nur toll gewesen sein!

    AntwortenLöschen